Die Arbeitswelt von morgen

Work-Life-Blending, Homeoffice und 4-Tage-Woche: So wandelt sich die Arbeitswelt

Laut einer Befragung von persoblogger.de erwarten knapp die Hälfte der Young Professionals flexible Arbeitszeiten und eine autonome Einteilung ihrer Arbeit. 40 % der Befragten würden gar keinen Job mehr ohne die Option für Homeoffice annehmen.

 

Die typische Karriere hat ausgedient und mit ihr ein Arbeitsleben voller Überstunden, Konkurrenzkampf und Präsenzzeiten. Stattdessen rückt die Sinnfrage der Arbeit mehr in den Fokus. Die Grenzen zwischen Leben und Arbeiten verschwimmen dabei immer mehr auf produktive Weise, sodass Arbeitnehmer größere Flexibilität und Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit erlangen.

 

Nicht zuletzt beschleunigte die Corona-Krise den Digitalisierungs-Boom und mit ihr neue Arbeitsstrukturen und Modelle von Work-Life-Blending über Homeoffice und Workation bis hin zur 4-Tage-Woche.

 

Doch welche Vor- und Nachteile ergeben sich durch Modelle wie die 4-Tage-Woche und welche Alternativen gibt es? Das erfährst du in diesem Artikel.

 

 

Ein langes Wochenende mit der 4-Tage-Woche

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ntv sprechen sich 71 % der Befragten für eine 4-Tage-Woche bei gleicher Arbeitszeit in Deutschland aus. Solch ein Modell läuft seit Februar 2022 in Belgien.

 

Island hat das Modell ebenfalls zwischen 2015-2019 getestet – jedoch bei reduzierter Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden und bei gleichbleibender Bezahlung. Ergebnis der Studie in Island:

-        verbessertes Wohlbefinden der Mitarbeitenden (höhere Zufriedenheit und weniger Krankheitstage)

-        optimierte Arbeitsabläufe und engere Zusammenarbeit

-        Produktivität blieb überwiegend gleich oder stieg

 

Seitdem haben rund 86 Prozent der Arbeitnehmer in Island nun das Recht auf eine 4-Tage-Woche. In einer österreichischen Umfrage gaben daraufhin 83 % der Unternehmensvertreter:innen an, dass sie sich das auch in ihrem Betrieb vorstellen können.

 

Zu ähnlichen Ergebnissen kam Microsoft in Japan, die eine 4-Tage-Woche für einen Monat lang testeten:

-        Die Produktivität stieg um 40 Prozent

-        92,1 Prozent der Mitarbeiter befürworteten die 4-Tage-Woche

-        Der Stromverbrauch verringerte sich um 23,1 Prozent

-        Die Meetingzeiten wurden auf unter 30 Minuten verkürzt

 

Weitere Länder von Spanien bis Deutschland sind ebenfalls in der Testphase für eine 4-Tage-Woche. Doch welche Vor- und Nachteile hat die 4-Tage-Woche für dich als Arbeitnehmer?

 

Vorteile:

-        Mehr Freizeit und Flexibilität: Du hast einen Tag mehr für Dich, klar. Somit mehr freie Zeit für deine Hobbys, Freunde und Familie, aber auch für wichtige Termine.

-        Mehr Erholung: Durch die verkürzte Arbeitswoche reduziert sich Stress und du kannst dich an einem dreitägigen Wochenende besser erholen.

-        Höhere Produktivität: Die Produktivität bleibt oft erhalten oder steigt ­– bei einer reduzierten Arbeitszeit kann sie leichter gesteigert werden, zugleich machen sich Arbeitgeber für Bewerber:innen attraktiv. Fraglich ist, ob dies auch bei konstanten 40 Stunden der Fall wäre.

-        Höhere Motivation: möglicherweise motiviert bereits die Aussicht auf einen freien Tag dazu, die Arbeit in weniger Tagen zu erledigen.

 

Manche Unternehmen kompensieren die 4-Tage-Woche jedoch nicht mit demselben Gehalt oder nur in Verbindung mit einer Reduktion der Arbeitszeit.

 

Somit ergeben sich mögliche Nachteile:

-        Weniger Gehalt: Je nach Arbeitgeber und Auftragslage kann dein Gehalt bei einer 4-Tage-Woche sinken, 20 % ist keine Seltenheit. Vielleicht gilt es auch nur in Verbindung mit einer Reduktion der Arbeitszeit oder du entschließt dich selbst dazu, deine Arbeitszeit zu reduzieren. Hier reduziert sich das Gehalt entsprechend und es bleibt weniger Budget für deine Freizeit.

-        Planungsschwierigkeiten: Je nach Arbeitgeber kann es auch sein, dass nicht jeder am Freitag den freien Tag nehmen kann, wenn zum Beispiel das Büro für Kunden immer besetzt sein sollte. Dann verlierst du den Vorteil eines langen Wochenendes, hast aber an einem anderen Tag mehr Zeit für persönliche Termine. Im Büro selbst können Planungsprobleme (z. B. bei Schichtarbeit) und Konflikte aus real oder subjektiv empfundener Benachteiligung unter den Mitarbeitern auftreten.

-        Mehr Leistungsdruck: Einen Tag mehr frei zu haben, bedeutet, in weniger Zeit mehr Aufgaben bewältigen zu müssen. Auf den Punkt gebracht: 10-Stunden-Tage lösen 8-Stunden-Tage ab. Mitarbeiter stehen dann vor der Herausforderung, schneller, effizienter, konzentrierter und ergebnisorientierter zu arbeiten. Das Schwätzchen in der Teeküche fällt dann kürzer aus oder gleich komplett weg. Auch setzt diese Form des Arbeitens ein Höchstmaß an Selbstdisziplin voraus und viele Menschen zusätzlich unter Druck, die sich ohnehin schon gestresst auf der Arbeit fühlen.

 

Insgesamt bleiben viele Fragen zur Umsetzung der 4-Tage-Arbeitswoche offen:

-        Welcher Tag soll frei sein?

-        Gibt es gleiches Gehalt oder weniger?

-        Verringern sich die Wochenstunden oder nicht?

-        Wie ist das Modell im gesetzlichen Rahmen durchführbar?

-        Bedeutet die 4-Tage-Woche weniger Urlaub für Mitarbeiter?

 

Neben den offenen Fragen sehen viel das 4-Tage-Modell auch kritisch. So schreibt Karriere-Experte Dr. Bernd Slaghuis in seinem Fachartikel: „Arbeitszeit ist Lebenszeit, es gibt keine zwei Seiten mehr aus Gut und Böse, Energie spendend und Kraft raubend. Stattdessen muss es in Zukunft vielmehr darum gehen, Arbeit individuell erlebbar und persönlich so zu gestalten, dass sie jedem von uns ausreichend Energie für ein leistungsfähig gesundes Leben gibt." Slaghuis zufolge geht es nicht darum, die Work-Life-Balance zu kreieren, sondern sowohl die Arbeit als auch das Leben drumherum erfüllt zu gestalten.

 

 

Work-Life-Blending, Workation & Co-Working für maximale Flexibilität

Einfacher als eine radikale Einführung des 4-Tage-Modells ist es sicherlich, kleinere Veränderungen in der Arbeitswelt anzustoßen – beispielsweise durch mehr Flexibilität. Neben mehr Freiräumen wünscht sich die Generation Y mehr Selbstverwirklichung bei der Arbeit. Sowohl für Generation Y als auch Z steht zudem der Faktor Freizeit im Vordergrund bei ihrer Arbeitsplatzwahl – sie wünschen sich eine Selbstverwirklichung sowohl beruflich als auch im Privaten.

 

Viele Unternehmen unterstützen diese Entwicklung und bieten Gleit- und Vertrauensarbeitszeiten sowie Homeoffice an. Doch so manchen fiel schon zur Corona-Krise die Decke auf den Kopf, wenn sie in ihrer Wohnung Homeoffice machen mussten, vielleicht noch ohne sozialen Austausch.

 

Ein aktueller Trend, der Homeoffice ergänzen könnte, nennt sich Workation, also die Möglichkeit, von einem anderen (Urlaubs-)Ort aus zu arbeiten. Innovative Co-Living-Konzepte verwandeln deinen Lebensmittelpunkt zu einem Kosmos – so kannst du flexibel zwischen Wohn- und Arbeitsort(en) wechseln. Meist sind die Wohnungen möbliert und werden dir zu einer All-In-Miete pro Monat angeboten. So musst du dich um nichts Weiteres kümmern.

 

Nach der Arbeit surfen gehen und Yoga am Strand machen oder lieber durch die Rush Hour ins stickige Fitnessstudio hetzen? Da fällt die Wahl nicht schwer. Zudem ist es gerade für Berufseinsteiger attraktiv, sich nicht frühzeitig auf einen Standort festzulegen. Für Unternehmen in unattraktiven Randgebieten oder dörflichen Gegenden ergeben sich hierdurch ebenfalls mehr Chancen, gute Fachkräfte zu finden.

 

So bietet THE HOUSE OF CO in Berlin solch ein fluides Konzept für ein Work-Life-Blending: innovative Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern und Young Professionals Co-Living-Wohnungen sowie Businessräumlichkeiten an. Dann fällt auch die stressige Pendelzeit weg und der Co²-Fußabdruck verbessert sich. Zugleich bietet das Co-Living-Konzept sozialen Austausch und mehr Flexibilität beim Ortswechsel.

 

Ein Teil unseres Teams hat eine Zeit lang, temporär bei THE HOUSE OF CO zusammengewohnt und gearbeitet. Wir haben das Konzept erprobt und unsere Meinung ist ganz klar – Ja! Es funktioniert!

 

Unsere Erkenntnisse:

-        Man wächst als Team ganz anders zusammen.

-        Die Arbeit ist getan - wir sind zuhause und gleichzeitig im Büro gewesen, wir könnten uns die Aufgaben aufteilen, waren effektiv und hatten trotzdem Spaß.

-        Schlussendlich kann man sagen, dass es kostenschonender für die Firma war – wir hatten eine Co-Living-Wohnung gemietet und keine Einzelapartments für alle und zusätzlich einen Office Space.

 

Das Wichtigste ist aber, eine von Wertschätzung und Selbstverwirklichung geprägte Unternehmenskultur zu etablieren, in der jeder Mitarbeiter sich entfalten kann. Dann gelangen wir zu dem Zustand, den Karriere-Experte Slaghuis meint: die Lebenszeit insgesamt erfüllend zu gestalten – sowohl auf der Arbeit als auch im Privatleben. Ob das in einer 4- oder 5-Tage-Woche geschieht, ist dann zweitrangig.

 

 

The Future of
co-Living